Velde

Velde
I
Vẹlde
 
[v-], van de, niederländische Malerfamilie des 16. und 17. Jahrhunderts - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Adriaen, getauft Amsterdam 30. 11. 1636, begraben ebenda 21. 1. 1672, Sohn von 4), Bruder von 5); Schüler von J. Wijnants, auch von P. Potter und K. Dujardin beeinflusst, schuf v. a. sommerliche Landschaften mit Vieh, die sich durch sorgfältige Wiedergabe der Einzelheiten bei übersichtlich-harmonischer Komposition und toniger Malerei auszeichnen; auch Bilder mit biblischer und allegorischer Thematik, Porträts und Radierungen.
 
 2) Esaias, * Amsterdam um 1590 oder 1591, begraben Den Haag 18. 11. 1630, Bruder von 4), Vetter von 3); vermutlich Schüler von G. van Coninxloo und D. Vinckboons, ab 1610 in Haarlem nachweisbar. 1618 ließ er sich in Den Haag nieder. Er malte Reitergefechte und Genreszenen sowie Stadt- und Landschaftsdarstellungen mit Staffage, die ab etwa 1614 zunehmend realistische Alltags- und Naturausschnitte wiedergeben; auch Radierungen. Sein bedeutendster Schüler war J. van Goyen.
 
 
G. S. Keyes: E. v. den V., 1587-1630 (Doornspijk 1984).
 
 3) Jan, * Rotterdam um 1593, begraben Enkhuizen 4. 11. 1641, Vetter von 2) und 4); hinterließ ein umfangreiches Werk von Reproduktionsstichen, auch Radierungen nach eigener Erfindung, die neben den Blättern von H. Seghers, W. Buytewech und seinem Vetter Esaias von der Velde zu den besten der niederländischen Landschafts- und Genrekunst des 17. Jahrhunderts gehören.
 
 4) Willem, der Ältere, * Leiden um 1611, ✝ London 13. 12. 1693, Vater von 1) und 5), Bruder von 2), Vetter von 3); übersiedelte 1672 mit seinem Sohn Willem der Jüngere nach England, wo er in die Dienste Karls II. trat. Er stellte Seeschlachten in Federzeichnung auf weiß grundierter Leinwand dar, die sich durch große Detailgenauigkeit auszeichnen.
 
 5) Willem, der Jüngere, getauft Leiden 18. 12. 1633, ✝ London 6. 4. 1707, Sohn von 4), Bruder von 1); Schüler seines Vaters und S. de Vliegers. Ab 1672 hielt er sich mit seinem Vater in England auf, wo er Hofmaler Karls II. wurde. Seine kunstvollen Kompositionen mit ihrer detailgetreuen Wiedergabe von Schiffen und Schiffsgeschehen und ihren stimmungsvollen Seelandschaften von transparenter Farbigkeit weisen ihn als einen der bedeutendsten Vertreter der klassischen niederländischen Marinemalerei aus (»Fregatte bei hohem Wellengang in starkem Sturm«, auch »Der Windstoß« genannt, um 1690; Amsterdam, Rijksmuseum).
II
Vẹlde
 
[v-],
 
 1) Anton Gerard Jozef van de, flämischer Schriftsteller und Theaterregisseur, * Antwerpen 8. 7. 1895, ✝ Schoten 21. 6. 1983. Als Regisseur (1929-31) der flämischen Volksbühne »Vlaamsche Volkstooneel« und Verfasser technisch-moderner, expressionistischer Schauspiele in katholischem Geist wurde er zum Erneuerer des flämischen Theaters nach dem Ersten Weltkrieg. Aufsehen erregte sein nationales religiöses Drama »Tijl I« (1925) über den flämischen Freiheitskampf. 1951-58 und 1961-69 war er leitender Regisseur der Antwerpener Oper. Daneben entstanden Romane und v. a. auch erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher.
 
Weitere Werke: Dramen: Tijl II. Vervolg van Tijl I in vier Kapitels (1930); Faust junior (1932).
 
Romane: Het hart vecht (1936; deutsch Das Herz kämpft); Schep vreugde in 't leven (1942; deutsch Fünf Musiker - ein Liebespaar); God en de wormen (1947; deutsch Gott und das Gewürm); Met permissie. .. (1950; deutsch Der Tag hat 24 Stunden).
 
 2) Bram van, eigentlich Abraham Gerardus van Velde, niederländischer Maler und Grafiker, * Zoeterwoude (bei Leiden) 19. 10. 1892, ✝ Grimaud (Frankreich) 28. 12. 1981; ausgebildet in Worpswede; übersiedelte 1925 nach Paris. Die Auseinandersetzung mit Kubismus und Fauvismus wurde bestimmend für seine starkfarbigen Kompositionen, die trotz ihrer abstrakten Formwerte figürliche Anklänge suggerieren. Seine Malerei wirkte richtungweisend auf Vertreter des abstrakten Expressionismus (W. de Kooning, A. Gorky).
 
 
B. v. V. Retrospektive, Ausst.-Kat. (Bern 1989);
 
B. v. V., 1895-1981, rétrospective du centenaire, bearb. v. R. M. Mason, Ausst.-Kat. Musée Rath, Genf (Genf 1996).
 
 3) Henry Clemens van de, belgischer Architekt und Kunstgewerbler, * Antwerpen 3. 4. 1863, ✝ Zürich 27. 10. 1957. Als Maler ausgebildet, wandte er sich ab etwa 1893/94 der Architektur und dem Kunstgewerbe zu. 1902 wurde er als künstlerischer Berater an den großherzoglichen Hof nach Weimar berufen, wo er 1906 eine Kunstgewerbeschule gründete, deren Leiter er bis 1914 war. 1907 gehörte er zu den Begründern des Deutschen Werkbundes. Ab 1926 war er in Brüssel tätig, von 1947 an lebte er in der Schweiz. Velde zählt zu den wegweisenden und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des Jugendstils. Seine typographischen Arbeiten und Buchdekorationen sind ebenso charakteristisch wie seine Entwürfe für Geräte, Möbel und Innenräume, die durch ihre materialgerechte Form wirken. Kennzeichen seines architektonischen Stils sind Kurvenlinien und abgerundete Ecken, die sich zum Ornamentalen verbinden.
 
 
Werke: Eigenes Haus in Uccle, Gemeinde Brüssel (1895); Innenausstattung für das Folkwangmuseum in Hagen (1900-02; nach Essen versetzt); Gebäude der Kunst- und Kunstgewerbeschule in Weimar (zwischen 1904 und 1911; heute Bauhausuniversität); eigenes Wohnhaus »Hohe Pappeln«, ebenda (1907, 1991-93 im Rahmen eines UNESCO-Projektes rekonstruiert); Villa Dürckheim, ebenda (1912); Theater für die Werkbundausstellung in Köln (1914; abgebrochen); Universitätsbibliothek in Gent (1935-40); Rijksmuseum Kröller-Müller in Otterloo, Gemeinde Ede (1935-38, Anbau 1953 eröffnet).
 
Schriften: Kunstgewerbliche Laienpredigten (1902); Vom neuen Stil (1907); Les formules de la beauté architectonique moderne (1923); Le style moderne (1925).
 
Ausgaben: Das Gesamtwerk, herausgegeben von W. D. Pecher, auf mehrere Bände berechnet (1981 ff.); Geschichte meines Lebens, herausgegeben von H. Curjel (Neuausgabe 1986).
 
 
K.-J. Sembach: H. van de. V. (1989);
 
H. VanDeVelde, hg. v. K.-J. Sembach: u. B. Schulte, Ausst.-Kat. Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen (1992);
 
H. van de V. in Hagen, hg. v. B. Schulte (1992);
 K. Weber: H. van de V. Das buchkünstler. Werk (1994);
 D. Dolgner: H. van de V. in Weimar 1902-1917 (1996);
 P. Weigel-Schieck: H. van de V. in Jena (1996).
 
 4) Theodor (Theodoor) Hendrik van de, niederländischer Frauenarzt und Sexualforscher, * Leeuwarden 12. 2. 1873, ✝ auf dem Flug nach Amsterdam 27. 4. 1937; ab 1913 Direktor der Frauenklinik in Haarlem, ab 1918 in Zürich; lebte ab 1920 bei Locarno. Velde versuchte, Störungen in Ehebeziehungen zu erforschen und klinisch zu behandeln. Von seinen Werken wurde v. a. »Het volkomen huwelijk« (1926; deutsch »Die vollkommene Ehe. Eine Studie über ihre Physiologie und Technik«) zu einem Welterfolg.

Universal-Lexikon. 2012.

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